In Chinas wichtigsten Häfen Shanghai und Ningbo liegen nach dem jüngsten Update von Linerlytica inzwischen doppelt so viele Containerschiffe vor Anker wie an den Terminals abgefertigt werden können: 120 Schiffe zu 60. Das bedeutet, dass fast 750.000 TEU an Containerkapazität warten, während über 450.000 TEU an den Terminals abgefertigt werden.

Der nächstgelegene verkehrsreichste Containerhafen der Welt ist laut Linerlytica-Statistiken der Hafen von Antwerpen. Dort liegen 104.000 TEU vor Anker, während 102.000 im Hafen umgeschlagen werden. Auch in den Häfen von Rotterdam und Hamburg sind alle Mann an Deck. Obwohl die Warteschlange dort kürzer ist (knapp 40.000 bzw. 60.000 verankerte TEU), sind die Terminals mit 185.000 TEU in der Maasstadt und 155.000 TEU in Hamburg stärker frequentiert als in der Schelde.

Vorgezogene Einfuhren

Die Urlaubssaison wirkt sich schon seit Monaten auf das Volumen und die Raten in der Container-Linienschifffahrt aus. Bereits im Mai begannen westliche Verlader, Lieferungen aus Asien vorzeitig zu importieren, da sie befürchteten, dass ihre Logistik aufgrund aller möglichen externen Faktoren, wie der Krise am Roten Meer und drohenden Streiks, aus dem Ruder laufen würde. Im November folgte ein weiterer Weihnachtsansturm, bei dem vor allem die Spotpreise wieder in die Höhe schossen.

Der dänische Containerriese Maersk erklärte letzte Woche in einem Marktbericht, dass das chinesische Neujahrsfest bereits seine Schatten vorauswirft. Das neue Jahr beginnt nach dem traditionellen chinesischen Kalender am 29. Januar und bedeutet traditionell, dass die Fabriken in China massenhaft geschlossen werden, damit die Mitarbeiter feiern und ihre Familien besuchen können, so dass die Fabrikproduktion in China für eine Weile weitgehend zum Erliegen kommt. Dies hat immer erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Schifffahrt, warnt Maersk. Viele chinesische Unternehmen beginnen früh mit den Vorbereitungen für die Festtage und drosseln die Produktion bis zu drei Wochen im Voraus, so die Reederei. Erst in der zweiten und dritten Februarwoche wird die Produktion in China wieder ein normales Niveau erreichen.

Noch weniger gewalttätig

Normalerweise müssen sich die Unternehmen auf einen Wettlauf einstellen, um ihre Fracht aus China herauszubekommen, bevor der Betrieb dort zurückgefahren wird und die Feierlichkeiten beginnen", weiß Maersk. Dennoch kann sich die dänische Reederei auch vorstellen, dass die Hektik Anfang 2025 im Vorfeld des bevorstehenden chinesischen Neujahrsfestes weniger intensiv sein wird als in anderen Jahren, eben weil die Verlader in diesem Jahr bereits Verschiffungen vorgezogen haben, um alle möglichen potenziellen Probleme zu vermeiden. Eine weitere Situation, auf die sich die Verlader weltweit bereits vorbereiten, sind die Arbeitsunruhen in den Häfen an der US-Ostküste, wo der vorübergehende "Waffenstillstand" zwischen den Gewerkschaften und Hafenarbeitern auf der einen und den Arbeitgebern der Häfen auf der anderen Seite am 15. Januar 2025 zu Ende gehen wird.

Quelle: NT